Thalerjoch (1787m), 19.7.2001

Veitsberg (1776m), 19.7.2001

Nachdem wir am Tag zuvor am Guffert gewesen waren, wollten wir heute etwas kleinere Brötchen backen, zumal auch das Wetter eher durchwachsen war. Als wir von unserem Quartier in Schliersee losfuhren, hatten wir noch kein festes Ziel. Der Brünnstein war in die engere Auswahl gekommen, schließlich aber entschieden wir uns, zur Ackern Alm zu fahren, um das Hintere Sonnwendjoch zu besteigen; mehr ein Spaziergang, aber da wir noch nie oben waren, wollten wir es einmal mitnehmen.

Bei schöner Aussicht auf Zahmen und Wilden Kaiser einerseits und Guffert andererseits ("Mein Gott, habe ich da wirklich rauf wollen" Iris) marschierten wir auf der wenig erquicklichen Teerstraße los.


Blick zum Zahmen und Wilden Kaiser

Blick zum Guffert

Wenn es etwas gibt, was ich beim idyllischen Bergwandern liebe, dann sind es LKWs (!), die einen überholen.


Alpenerlebnis Teerstrasse

Nach gut einem Kilometer rettete uns ein Schild: "Straßenbauarbeiten, Steinschlag, Betreten verboten 7-18 Uhr, Forstverwaltung Thiersee"

Wir hätten es nicht unnett gefunden, wenn dieser Hinweis schon früher angebracht worden wäre, aber nun drehten wir eben um, was sich als ausgesprochener Glücksfall erweisen sollte.

Wendet man nämlich den Blick vom Sonnwendjoch ab und dreht sich 180 Grad um die Achse, schaut man auf einen Höhenzug, dessen herausragende, Gipfelkreuz bewährte Höhen Thalerjoch und Veitsberg heißen.


Blick zum Veitsberg

Wir gingen daher wieder runter zur Ackern-Alm, um auf der anderen Seite über die Grabenbergalm in Richtung Fuchsloch-Alm zu marschieren.

Da der Weg nicht allzu gut beschildert war, fragten wir einen Bauern, wo denn der Aufstieg zum Thalerjoch sei. Er erklärte es uns, betrachtete unser Schuhwerk und meinte: "Naja, ihr habt's ja guate Schuah - der Weg ist nämlich net schön. Des is wichtig, manche gengan des nämlich mit die Clogs."

Genau in einer Rechtskurve zweigt vom befahrbaren Almweg der Fuchslochsteig ab. Zunächst ist überhaupt kein Weg erkennbar. Man kann sich nur von roter Markierung zu roter Markierung retten. Es geht über nasse Wiesen und mitten durch seichte Bachbette langsam bergauf. Die Flora ist bemerkenswert.


Der Aufstieg durch das Fuchsloch lohnt sich

Bald wird es deutlich steiler, es bleibt aber nass, wird also ziemlich glitschig. In Serpentinen geht es höher, teils über abgeschrägte feuchte Schrofen. Man muss da schon aufpassen, um nirgendwo abzurutschen. Also runter möchte ich auf diesem Weg nicht unbedingt! (Eigentlich müssten hier irgendwo die Gebeine derjeniger liegen, die hier mit den Clogs rauf wollten).

Die Anstrengungen werden belohnt durch reiche Flora: Almrausch, Teufelskralle, Berganemone, Storchschnabel, Große Kugeldistel, Thymian (wenn wir mehr fotographiert hätten, müsste ich hier nicht so lange Aufzählungen machen).

Wenn man sich während des Aufstieg einmal umdreht, genießt man einen wunderbarer Blick auf Sonnwendjoch-Südflanke, Schönfeldjoch, Trainsjoch, Risserkogel, Blankenstein und Wallberg (Südseiten).

Während des Aufstiegs, vermutlich in einer Passage, in der ich es vorzog, mich auf allen Vieren vorwärts zu bewegen, fiel mir - ohne dass ich es merkte - meine geliebte Sonnenbrille (hört auf den Namen Jerry) aus der Tasche. Nur gut, dass Iris ein gutes Stück hinter mir her kam und die Brille rettete. Ich kam flott voran; Iris "bummelte" aus Sicht- und Sicherheitsgründen. Schließlich hatten wir beide den Sattel erreicht, der den Ausgang des Fuchslochs bildet. Von hier aus bietet sich ein wunderbares Bergpanorama.


Blick vom Sattel in Richtung Guffert

Schließlich sind wir zügig weiter auf den Gipfel vom Thalerjoch. Da sich zunächst der Fotoapparat strikt weigerte, einen neuen Film anzunehmen, gibt es keine Dokumente von diesem Gipfelsieg.

Der Gipfel des Thalerjochs ist wirklich einen Besuch wert! Direkt gegenüber vom hochfrequentierten Sonnwendjoch liegt hier ein Berg mit phantastischer Aussicht, der ganz einsam liegt und nur wenige Besucher hat. Als ich mich - immerhin am 19. des Monats in das Gipfelbuch eintrage, stelle ich fest, dass ich der erste seit drei Tagen bin und dass es im Juli insgesamt noch keine 20 Eintragungen gab!

Zu unserer Freude sahen wir, dass der Fön langsam die Wolken nach Norden wegschob. Bald schon lagen Rofan, Guffert und Halserspitz in der Sonne.

Nach einer kurzen Brotzeit machten wir uns weiter auf den Weg in Richtung Veitsberg.

Zunächst führt der Weg nach unten, um dann wieder auf hinaufzuführen zu einem Zwischengipfel. In unseren Karten war dieser Gipfel namenlos. Mittlerweile glauben wir in Erfahrung gebracht zu haben, dass dieser Gipfel Frechenjoch heißt. Ein Gipfelkreuz findet sich dort nicht, obwohl ich gelesen habe, dass dies sogar der höchste Punkte dieser Bergkette sein soll. Ob das stimmt, weiß ich nicht.

Von Frechenjoch geht es also wieder hinab, um neuerlich zum Gipfel des Veitsberg aufzusteigen. Das letzte Stück Weg nahmen wir bereits bei strahlendem Sonnenschein. Am Gipfel erwartete uns neben dem herrlichen Bergpanorama auch ein schöner Blick hinunter ins Thierseetal.


Am Gipfel des Veitsberg

Das Gipfelbuch zeigte uns, dass der Veitsberg deutlich mehr Besucher hat als das Thalerjoch, trotzdem so gut wie nichts verglichen mit den allermeisten bekannten Wanderbergen in der Gegend.

Gerade als wir uns die Brotzeit schmecken lassen, von der sich auch die Dohlen ihren Anteil holen, bekommen wir Besuch:

Eine "Bande" vagabundierender Almfärsen und -kalbinnen sucht uns heim; alles beginnt harmlos, ich lasse mich zusammen mit den Damen fotografieren (obwohl ich weiß, dass es für so ein Foto nur Spott und Häme gibt).


Viele Rindviecher

zutrauliche Tiere

Die Kuh-Teenies erwiesen sich als sehr zutraulich und knuffelig, allerdings auch als äußerst selbstbewusst. Offensichtlich auf der Suche nach Salz werden verschwitzte Pullover, Rucksäcke und Wanderstöcke abgeschleckt. Schließlich bekommt die freche Leitkuh eine Breze, die freudig vertilgt wird. Die Damen haben den Gipfel nun völlig besetzt und fangen an, lästig zu werden. Schließlich werden wir vertrieben!!!


Die Kuhmädchen haben sich den Gipfel erobert

Selbst nachdem wir auf dem Rückweg den mittleren Gipfel wieder erreicht haben, verlassen die siegreichen Damen den Veitsberg nicht!


Blick zurück - die Kühe sind noch oben

Auf dem Sattel zwischen Frechenjoch und Thalerjoch begegnen uns zum einzigen Mal auf dieser Wanderung Leute, zwei belgische Touristen mit ihren Hunden. Wir tauschen uns über die Schönheit der Gegend aus und ich erkläre ihnen die Vorzüge von Wanderstöcken.

Von diesem Sattel aus führt ein bequemer Weg hinunter in Richtung Ackern-Alm, so dass man gottlob nicht wieder durchs Fuchsloch muss.


Sattel zwischen Veitsberg und Frechenjoch (recht)

Auch hier wieder eine wunderbare Flora, im Föhrenwald ein Gemisch von Almblütenpracht und Waldblumen zwischen Brocken gigantischer Steinschläge!

Als wir schließlich bei der Grabenberg-Alm zurück auf die Straße kommen, zieht es wieder zu. Mein Dank gilt der Forstverwaltung Thiersee für die Sperrung der Straße zum Hinteren Sonnwendjoch, weil ich sonst diese wunderbare Tour vermutlich nie gemacht hätte.


Fazit: Ein echter Geheimtip!

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