Wann kann ein Bergwanderer so etwas erleben? Auf einem Berg zu stehen, der jünger ist als man selbst! Ich hatte dieses Erlebnis jetzt zum zweiten Mal. Denn der Teneguia, den ich nach 1993 jetzt zum zweiten Mal bestiegen habe, ist erst 1971 bei einem Vulkanausbruch entstanden, dem bislang letzten auf den Kanarischen Inseln. Diese und einige weitere Touren habe ich auf La Palma gemacht, der Isla Bonita, der grünen Insel der Kanaren. Iris und ich zogen morgens von unserem Quartier in Los Quemados los, wobei uns der Weg zunächst an den Weinbergen am Hang des San Antonio vorbeiführte.
Der auf dem Weg liegende Roque Teneguia bietet einen schönen Blick hinunter auf ein Fischerdorf. Die Tour selbst ist weitgehend mehr ein Spaziergang denn eine Bergwanderung. Dabei bietet sich dem ans Alpine gewohnten Auge jedoch ein ungewohntes Gelände.
Schon nach gut einer halben Stunde kommt das eigentliche Ziel ins Blickfeld, der Teneguia mit seinem aufgerissenen Vulkankrater. Die Landschaft ist öd, die Vegetation dürftig. Die Folgen des nun bald 33 Jahre zurück liegenden Vulkanausbruchs zeigen sich noch sehr deutlich.
Der kurze Aufstieg hinauf in Richtung Gipfel kommt unserer Vorstellung von einer Bergwanderung schon näher. Für ein paar Minuten wird das Gelände steiler und eine gewisse Trittsicherheit ist erforderlich. Doch schon bald sind wir oben am Teneguia und ich genieße neben der beachtlichen Aussicht das seltene Gefühl, älter zu sein als der bestiegene Berg.
Wir stehen inmitten einer von Vulkanen geprägten Landschaft. Noch überall sieht man die Spuren der Lavaströme und die vorherrschenden Farben sind braun und schwarz. Auf der einen Seite blicken wir hinunter aufs Meer und auf der anderen hinauf zum Vulkan San Antonio, der im 17. Jahrhundert seinen großen Auftritt hatte. Eine beeindruckende Kulisse!
Auf dem Rückweg nahmen wir an einigen Stellen intensiven Schwefelgeruch wahr. Tatsächlich fanden wir einige Stellen, wie beispielsweise das dunkle Loch auf dem nachfolgenden linken Bild, aus dem sehr heiße Luft austrat. Ich hätte die Innenseite des Steines nicht anfassen mögen; vermutlich hätte ich mir die Finger verbrannt. Es zeigt sich also, dass hier noch vulkanische Aktivität herrscht. Ehe wir uns an den Abstieg machten, warfen wir noch einmal einen Blick zurück zum Gipfel.
Mittlerweile brannte die Sonne ordentlich runter vom Himnel, so dass wir beim Rückmarsch richtig ins Schwitzen kamen. Trotzdem fiel uns auf, dass nicht nur die Felsen anders aussehen wie in den Alpen, sondern auf die Flora.