Rechlkopf (1328m), 9 .April 2001

leider ohne Bilder (Fotoapparat vergessen ..)

Nachdem das Wetter vormittags recht mäßig gewesen war, hatte es am frühen Nachmittag aufgeklart und ich sah Chancen, einen ganz kleinen Berg zu gehen. Den ersten in diesem Jahr! Wenn ich gewusst hätte, dass sich das Wetter noch bessert, dann hätte ich mittags nicht so viel gegessen, aber wie hätte ich Mutterns Semmelknödel widerstehen können.

Ich fuhr also nach Marienstein, um auf den Rechlkop zu gehen. Zunächst ist die Strecke relativ flach und so joggte ich einen Gutteil des Weges (Lass dir gesagt sein: Joggen mit Bergschuhen ist eine ganz eigene Sportart!) und marschierte sehr schnell, wenn es steiler wurde. Nach einer Weile wurde der wild und fröhlich hüpfende und rauschende Gebirgsbach, den man schon eine ganze Weile hören konnte, zum ständigen Begleiter. Von da an bin ich nicht mehr gelaufen, sondern nur noch gegangen, weil ich mir den Genuss dieses wunderbaren Stücks Natur nicht entgehen lassen wollte.

Die Beschilderung ließ zu wünschen übrig und ich hatte lediglich noch in Erinnerung, dass es irgendwann einmal relativ steil rechts abgehen müsse. Als dann in der Tat ein vergleichsweise steiler Weg abbog, überlegte ich kurz und entschied mich für diesen. Er entpuppte sich als ganz schön stur und gerade und ich musste auch selbst ganz schön stur bleiben, um einigermaßen das Tempo halten zu können. Viele Schweißtropfen später endete dieser Weg ganz unvermittelt und ich befand mich in einer Art Kessel, von dem aus ich nur noch umkehren oder über wegloses Gelände steile Waldhänge hochkraxeln konnte. Da ich davon ausging, dass ich oben am Waldrand auf die Wiesen der Sigriz-Alm stoßen müsste, entschied ich mich für den Waldhang rechter Hand. Batzig, schmierig, glitschig, teils schneenass ging es nach oben - anstrengend aber mit sehr hohem fun-factor! Mehrere hundert Höhenmeter waren zu bewältigen bis ich endlich auf dem höchsten Punkt stand und genau das war das Problem.

Ich befand mich nicht auf der Sigriz-Alm, sondern auf einem bewaldeten Gipfel und die weiße Fläche der Alm meiner Begierden leuchtete in erheblicher Entfernung. Und was noch schlimmer war - zwischen uns lag ein tief eingeschnittenes Tal. Ich war am Gipfel, aber am falschen!

Zunächst stieg ich ein Stück weit in Richtung Sigriz-Alm ab, bis mir dann doch der Gedanke kam, dass es möglicherweise sehr weit nach unten gehen könnte und ich einigermaßen gute Chancen hätte, mich im unwegsamen Gelände zu verlaufen. Also stieg ich wieder auf und ging da wieder runter, wo ich rauf gekommen war. Bergab war das Gelände noch weit spannender als bergauf. Es war eine richtige Trainingseinheit im "Gehen in weglosem Gelände". Ohne auf den Hosenboden abzusitzen kam ich schließlich zurück auf den befestigten Weg, auf den ich vor ca. einer Stunde irrtümlich abgebogen war. Je weiter ich nun runter kam, umso sicherer wurde ich mir, dass es das noch nicht gewesen sein konnte für heute, also ging ich nach Erreichen der Abzweigung weiter bergauf statt zurück zum Auto. Tatsächlich war dies der richtige Weg zur Sigriz-Alm. Nach einiger Zeit wurde es dann auch steiler und mein Schritt etwas gemäßigter. Kurz vor der Alm begann Schnee auf dem Weg zu liegen. Dort oben begegnete mir ein Wanderer, die einzige Person, die ich bis kurz vor der Rückkehr zum Wagen zu Gesicht bekommen sollte. Der Wanderer war aber nicht auf dem Rechlkopf gewesen. Die Hütte hatte ich alsbald erreicht und kurz fragte ich mich, ob das denn nicht genug sei, zumal der Gipfelhang weglos und komplett verschneit war. Da und dort ragten aber irgendwelche Halme aus dem Boden und so dachte ich mir, es könne so schlimm nicht werden. Ein bisschen Sorge hatte ich nur, weil ich keine Sonnenbrille hatte. Da es aber wolkenverhangen war, konnte es nicht weiter schlimm werden. Da eh kein Weg zu erkennen war, entschloss ich mich, den Gipfelhang geradlinig nach oben zu marschieren, Schritt für Schritt in den Schnee setzend. Mit einer gewissen Sturheit lässt sich auf diesem Weg relativ rasch Höhe gewinnen. Schätzungsweise auf halber Strecke ragt ein Hügel aus dem Hang heraus und den höchsten Punkt dieses Hügels nahm ich mir zunächst als Ziel. Schritt für Schritt, jedes Mal wenigstens zehn bis zwanzig Zentimeter in den pappigen Schnee eingesunken, da sind hundert Schritte schon eine Menge für die Beine, aber nur sehr wenig für den Hang. Plötzlich trat auch die Sonne zwischen den Wolken hervor und der Schnee fing an zu blenden, so dass ich die Sonnenbrille doch schmerzlich vermisste. Gottlob verschwand die Sonne so schnell wie sie gekommen war und ich musste mir weiter keine Sorgen um meine Augen machen. Endlich war das Zwischenziel erreicht und die letzte Strecke zum Ziel ins Visier genommen. Das heißt, ins Visier nehmen kann man die nicht, weil man das Gipfelkreuz erst sieht , wenn man es fast schon erreicht hat. Aber was heißt wiederum fast. Oben war der Schnee noch tiefer und das Gehen noch weitaus mühsamer als kurz oberhalb der Hütte. So waren auch die letzten paar Meter bis zum Gipfelkreuz doch noch eine Willensfrage. Eine ganz nette Strapaze für einen 1300-Meter-Berg. Oben war die Sicht besser als erwartet. Viele bekannte Alpengipfel leuchteten zum Teil sogar in der Sonne. Ich nahm schnell einen Schluck aus meiner Wasserflasche, und machte mich auch schon wieder auf den Rückweg, jedoch nicht ohne mich zuvor ins Gipfelbuch einzutragen, das mich als einzigen Gipfelbesucher dieses Tages auswies, während der Vortag mindestens 20 Einträge aufwies. Offensichtlich musste es in der Zwischenzeit geschneit haben, da von den vielen Vortagsbesuchern so gut wie keine Spuren zu sehen waren. Ich hoffte, bergab einen Weg zu finden, der durch weniger tiefen Schnee führte, machte es aber leider genau falsch. Bis zu den Oberschenkeln versank ich immer wieder im Schnee und die Stöcke waren auch keine große Hilfe, weil die auch mehr als zur Hälfte in der weißen Pracht verschwanden. Erst als ich erneut auf dem Zwischenhügel angekommen war, konnte ich wieder den Aufstiegsweg nehmen, der weniger tief war. Wieder an der Sigriz-Alm trank ich mein Wasser aus, kaute meinen Riegel weg und machte mich fröhlich auf den restlichen Rückweg, auf dem ich die Schönheiten der Natur überaus genoss. Ganz schnell war ich wieder völlig erholt und glücklich über eine wunderschöne Wanderung.

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