Nach all den Wochen des Joggens geht es endlich wieder in die Berge. Das erste Ziel dieses Jahres war einmal mehr der Hirschberg. Der Schnee lag noch beinahe bis ins Tal. Bei herrlichem Wetter gingen wir, Iris und mein Bruder waren dabei, um 9 Uhr am Parkplatz in Scharling los. Während Erwin gleich mit gewohnt hohem Tempo abzog, ging ich mit Iris, die schnell spürte, dass sie seit längerem keine sportliche Betätigung gehabt hatte. Eine Reihe von Wanderern überholte uns und nach einiger Zeit schickte mich Iris los, da sie in Ruhe ihr eigenes Tempo gehen wollte. Mein jugendlicher Ehrgeiz trieb mich unsinnigerweise dazu, den einen oder anderen Überholer wieder kriegen zu wollen. Daher schlug ich ein sehr heftiges Tempo an und tatsächlich schnappte ich mir einen auch nicht eben langsam gehenden Mann genau am Beginn des Abschneiders wieder. Damit waren meine Heldentaten aber auch vollbracht. Meine Aufholjagd hatte reichlich Kraft gekostet und ich mußte von nun an kleinere Brötchen backen, d.h. ich hatte den Überholer zwar wieder eingeholt, mußte ihn aber wieder ziehen lassen.
Am Materiallift hielt ich kurz an, um einen Schluck Tee zu trinken. Leider war er dermaßen heiß, dass ich ihn kaum runter kriegte. Meinen Durst konnte ich also auf diesen Weg nicht stillen, was mir das Leben danach nicht leichter machte. Ich marschierte also weiter und von jetzt an ging es richtig durch den Schnee, der teilweise glatt gefroren war.
Der Sommerweg war überhaupt nicht zu erkennen, lediglich ein Schild, das darauf hinwies, daß selbiger nicht benutzt werden durfte, zeigte, wo er theoretisch abgehen würde. Also nahm ich den Winterweg in Angriff, der sich als recht anspruchsvoll erwies, zumal ich keine Eisen an den Schuhen hatte (wird mir nicht wieder passieren!). Vor allem der Hang rauf zum Kratzer war wirklich nicht ohne, auch wenn viele Leute unterwegs waren.
Reichlich außer Puste kam ich oben an und nahm mir noch den Aufstieg zum Hirschberg vor. Also schnell war ich an diesem Tag ganz sicher nicht. Vielmehr traf ich meinen Bruder, als der sich bereits wieder auf dem Rückweg befand, oben auf dem breiten Sattel. Mit beachtenswerter Pulsfrequenz legte ich ein Päuschen ein.
Nach einer Weile schickte Iris ein SMS, dass sie zwischen Kratzer und Hirschberg stecke und es vorziehen würde, auf uns zu warten, statt hochzukommen. Da mein Ehrgeiz mittlerweile nur noch sehr klein war, beschloss ich, zusammen mit Erwin runterzugehen.
Nach einer längeren Pause am Kratzer stiegen wir - uns brav an den Seilen festhaltend - den Winterweg wieder hinunter, was sich als nicht so wild herausstellte, wie wir nach dem Aufstieg befürchtet hatten.
Trotzdem war es sehr angenehm, am Materiallift endlich wieder ordentlich griffigen Boden unter den Füßen zu haben. Der weitere Weg hinunter verlief erwartungsgemäß ruhig, wobei uns aber immer noch endlose Menschenströme entgegen kamen.