Schon am Morgen war abzusehen, dass es heute heiß werden würde. Deshalb sind Erwin und ich auch schon früh los, damit wir bei unserer Kraxelei nicht in die Mittagshitze geraten´, schließlich hatte mich Erwin heute endlich zur Begehung der Wolfschlucht bewegt. Am Parkplatz hinter Wildbach Kreuth ging es los, zuerst in Richtung Siebenhütten und danach die Felsweißach hinauf. Eine wunderbare, sanft ansteigende Wanderstrecke.
Der Weg endet in einem Talkessel, von dem aus es wild und - jedenfalls für mich - unbezwingbar in die Kleine und immer noch steil genug in die Große Wolfschlucht geht.
Ich sage es gleich: Mein bester Tag war das nicht. Leider wurde der Aufstieg durch die Wolfschlucht deshalb kein bisschen flacher (ganz im Gegenteil!). Es geht von Anfang an steil bergauf, teilweise mit kleinen Kraxeleien und teilweise auf heftig ansteigendem Pfad durch lichten Wald.
Eine exponierte Stelle ist die Überquerung einer Sand- und Geröllreisse, dien erfreulicherweise mit einem Seil gesichert ist. Der Spaß wird dadurch gesteigert, dass sich gleich danach wieder eine der eher steileren Kraxelpassagen anschließt.
An den Bildern könnt ihr sehen, dass es auch sein Gutes hatte, dass ich an diesem Tag recht langsam war. So hatte Erwin nämlich ausreichend Zeit, mich immer wieder dabei zu fotographieren, wie ich ihm immer hinterher tappelte. Als wir aber endlich den Sattel zwischen Schildenstein und den Blaubergen erreicht hatten, durfte er einmal kurz wiehern und dann in gestrecktem Galopp auf den Schildensteingipfel rennen.
Eine nicht näher bezeichnete Zeitspanne nach Erwin kam auch ich am Gipfel an, wo ich mit einer Brotzeit und einem schönen Ausblick belohnt wurde.(Das Rennpferd war schon trocken)
Wir hätten uns jetzt bequem an den Abstieg machen können, wäre da nicht der verkannte Bruder des Schildenstein, das Platteneck. Während der Schildenstein recht gut besucht ist, wirkt das Platteneck weitgehend verwaist.
Dabei ist das Platteneck überaus reizvoll. Alleine schon, weil es dort weder Markierungen noch Wegweiser gibt und über weite Strecken nicht einmal Schilder. Andererseits ist das ein guter Grund, warum man sich überlegen sollte, ob man wirklich alleine aufs Platteneck geht. Nicht dass es irgendwelche Schwierigkeiten zu meistern gäbe, aber das Bein vertreten kann man sich überall. Nur dass es am Platteneck vielleicht Tage, wenn nicht Wochen dauern kann, bis mal wieder jemand des Weges kommt.
Auf einer Wanderkarte hatte ich einen Weg gefunden, der hinunter zur Königsalm führt, ohne wieder zurück zum Sattel zwischen Schildenstein und Platteneck zu müssen. Aber einen Weg auf der Karte finden ist das eine und ihn in der Landschaft zu finden das andere. Zumal es überhaupt so eine Sache ist mit den Wegen am Platteneck. Kaum glaubt man einen Weg gefunden zu haben, verliert er sich wieder in einer Wiese und genauso plötzlich taucht wieder ein Stück Weg auf - ohne am einen oder anderen Ende weiter zu führen.
Einen erkennbaren Gipfel gibt es am Platteneck auch nicht, aber das macht gar nichts. Er bietet viele ungewohnte Ausblicke ganz speziell auf die Blauberge, aber auch in Richtung Achensee, ins Rofan oder ins Karwendel. Unseren Weg haben wir aber doch nicht gefunden und mussten so den üblichen Steig hinunter zur Königsalm nehmen
Von der Königsalm aus gingen weiter über die Geißalm, ein wunderschöner Weg, auf den ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht aufmerksam machen möchte ...
So ist auch dieser Bergtag wieder zu Ende gegangen, aber er blieb letztendlich unvollendet, weshalb wir uns versprachen, recht bald wiederzukommen.