Als Erwin und ich kurz vor acht Uhr am Parkplatz an der Klamm los marschierten, war es noch ziemlich frisch, so dass es mich freute, Handschuhe anzuhaben. Unser Weg führte uns zuerst über die Weissach, von wo aus wir uns auf den Weg in Richtung Bayerwald machten, da wir den Roßstein vom Süden aus besteigen wollten. Durch den morgendlichen Nebel schaute uns dabei immer wieder der Leonhardstein an.
Nach etwa vierzig Minuten hatten wir bei Bayerwald den Steig zum Roß- und Buchstein erreicht, der uns nun recht konsequent nach oben führte. Mit jedem Meter wurde die Sicht ins Karwendel immer schöner. Und nach einiger Zeit lag der erste Schnee auf dem Weg und auf den Hängen.
Mit der Zeit wurde es mir auch richtig warm, weshalb ich die Handschuhe auszog, die Erwin dann unterm Gehen in meinem Rucksack verstaute - nicht die beste Idee des Tages. Nach etwa einer Stunde erreichten wir eine Almhütte, bei der es gemütlich aus dem Kamin rauchte. Der Schnee wurde immer mehr und langsam schoben sich Roß- und Buchstein in die Höhe.
Bald beginnt der kleine Klettersteig hinauf zur Tegernseer Hütte. Im Sommer ist das gewiss das reinste Vergnügen und normalerweise gilt das sicher auch für Ende September.
Da es heuer aber so früh geschneit hatte, war der weitere Weg voller Schnee und streckenweise vereist und richtig glatt. Die Seilsicherungen taten daher wirklich Not. Zu meinen Tritten alleine hätte ich kein großes Vertrauen mehr gehabt, aber mit Mühen zog ich mich an den Drahtseilen nach oben. Dabei wurden meine Finger mit der Zeit arg kalt. Stehenbleiben, den Rucksack abnehmen und die Handschuhe raus zu suchen, war bei dem Gelände kaum möglich, zumal auch hinter mir schon wieder Leute nachkamen. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und mir die Flossen aufgewärmt, sobald es ging.
Weit ist der Weg hinauf ja nicht und bald schon waren wir kurz vor der Tegernseer Hütte, wo der Weg links abgeht in Richtung Gipfel.
Auf Grund des Schnees und der beachtlichen Glätte waren die letzen Meter hinauf spannender als gewohnt, oben aber wurden wir von einer überwältigenden Fernsicht und einer guten Brotzeit belohnt.
Dass sich am Buchstein niemand aufhielt, war wenig überraschend, ich glaube der Weg hinauf wäre an diesem Tag wirklich übel gewesen.
Da die Zahl der Gipfelstürmer rasch größer wurde, der Platz oben aber auf Grund des Schnees sehr begrenzt war, brachen wir relativ bald wieder auf. Ich hätte mir gerne an der Hütte eine Halbe Weißbier gegönnt, aber angesichts der eisigen Verhältnisse wollte ich meine sieben Sinne lieber ungetrübt beisammen halten.
Über die Nordseite stiegen wir ab. Der Weg ist zwar harmloser als der südseitige, aber trotzdem bin ich mir sicher, dass wir bergauf schneller gewesen wären als bergab, was erahnen lässt, wie glatt es war.
So ganz ausgelastet fühlten wir uns allerdings noch nicht, weshalb wir den Nordhang querten und wieder hinauf gingen zu den Roßsteinalmen. Von da aus marschierten wir ein Stück den Forstweg entlang, in der Überlegung, ob wir noch bis zum Seekarkreuz gehen sollten. Da uns klar war, dass es ja nicht nur um den Hinweg geht, verabschiedeten wir uns - wenn auch mit Schmerzen - von diesem Vorhaben und gingen stattdessen noch auf die oberhalb der Roßsteinalmen gelegenen Hochplatte, wo wir - ganz im Gegensatz zum Roßstein - auf niemanden trafen. Die Ausblicke waren aber auch von da hervorragend und ich wäre am liebsten gar nicht mehr runter.
Schließlich rissen wir uns aber doch los und stiegen über einen überaus batzigen Weg ab zur Buchsteiner Hütte und schließlich zurück zur Klamm. Eine der schönsten Touren dieses Jahres lag hinter mir.