Endlich wieder Zeit, um in die Berge zu gehen. Erwin war schnell einverstanden, diesmal eine Tour ins Karwendel zu machen, wo wir uns bislang noch nicht getummelt hatten. Nach dem Studium einiger Wanderführer entschlossen wir uns für das Gamsjoch. Mit der Tour war frühes Aufstehen verbunden, da ja schon eine ganze Strecke zu fahren ist, bis man zur Eng kommt. Die Fahrt durch den Großen Ahornboden alleine lohnt schon, aber wir waren ja angetreten, um ein bisschen weiter hinauf zu steigen. Auf rund 1200 m geht es los, zunächst vorbei an den Engalmen, die Grubenkarspitze immer im Blickfeld.
Das Wetter passte ideal an diesem Tag. Der Aufstieg hinauf zum Hohljoch führte meist durch lichten Wald. Dabei gab es immer wieder Blicke auf die atemberaubende Felswände der Karwendelberge. Schon der Weg hinauf zum Hohljoch wäre eine überaus lohnende Wanderung.
Am Hohljoch hatten wir eine Art Passhöhe erreicht. Der geradeaus weiter führende Weg hätte uns in ca. 2 Stunden hinüber geführt zur malerisch gelegenen Falkenhütte. Für uns gab es allerdings am Ziel keinen Zweifel. Wir wollten nach oben. Zunächst ging es auch - bis kurz hinter den Laliders Hochleger - weiter bergauf.
Die nächste halbe Stunde war allerdings - rein wandertechnisch - nicht so besonders. Alles in allem ging es leicht bergab, was unseren Bemühungen, an Höhe zu gewinnen, deutlich zuwider lief und der Pfad war obendrein batzig und nass. Wo nach diesem trockenen Sommer so nasse Bergwiesen herkommen, blieb uns schleierhaft. Die Ausblicke waren aber nach wie vor sensationell.
Nach einiger Zeit ging es dann um eine Kurve, von wo aus wir endlich einen Blick auf unser eigentliches Ziel hatten. Beeindruckend! Zunächst aber ging es noch ein Stückchen bergab, ehe dann der recht konsequente Anstieg in Richtung Gumpenjöchl begann.
Hin und wieder war eine Trinkpause angesagt. Da schwitzt man doch einiges weg, bis man hinauf kommt zum knapp 2000 m hoch gelegenen Gumpenjöchl, von wo aus man einmal mehr überwältigende Ausblicke genießen kann.
Auch wenn es zunächst hinter dem Gumpenjöchl noch nicht allzu steil war, begann nun doch der finale Anstieg.
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Je näher der Gipfel rückte (näher rückte er ständig, aber kommen wollte er ums Verrecken nicht), umso steiler wurde es, aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. Keine Einbildung waren jedenfalls die Edelweiß, die sich uns am Rand des Weges zeigten. In freier Wildbahn hatte ich zuvor noch nie welche gesehen.
Auf dem letzten Stück zum Gipfel bin ich dann doch noch ordentlich ins Schnaufen gekommen. Wäre der Gipfel um 100 Meter niedriger, wäre ich auch zufrieden gewesen. Aber schließlich habe ich mich dann - vier Stunden nach dem Abmarsch - doch nach oben gekämpft. Zuerst kamen wir am Südwestgipfel an, der ein paar Meter niedriger ist, als der Nordostgipfel. Trotzdem machten wir erst einmal ordentlich Brotzeit und genossen eine Aussicht, die wahrscheinlich alles übertraf, was ich bisher gesehen hatte. Um das zu dokumentieren, würden 20 Bilder nicht reichen, ich begnüge mich mit deutlich weniger.
Auf den anderen Gipfel, der ekelhafter Weise ein paar Meter höher ist, haben wir zunächst recht skeptisch hinüber geschaut. Der Weg dahin sah doch ganz schön haarig aus. Kein guter Platz zum Stolpern. Nachdem aber mehrere Wanderer ganz problemlos den Weg genommen hatten, machten auch wir uns auf die Socken. Der Weg erwies sich als harmloser als erwartet. Am Nordostgipfel fanden wir sogar ein Gipfelkreuz.
Tja, irgendwann mussten wir auch von diesem wundervollen Gipfel wieder Abschied nehmen. Dabei konnten wir schon einmal ein paar Ziele ins Visier nehmen, die wir uns fürs nächste Jahr vornehmen.
Auf dem Rückweg waren wir vor die Frage gestellt, ob wir wieder den lang(weilig)en Weg über das Hohljoch nehmen oder den deutlich kürzeren, aber richtig steilen Weg über das Kar. Wir entschieden uns für das Kar. Am Anfang kann man bestens über das Geröll abfahren. Später wird der Weg schwieriger; etwas Besonderes ist er in jedem Fall; wer hier runter geht, sollte aber gut zu Fuß sein.
Gut aufpassen mussten wir schon noch im letzten Stück. Vor allem die Tatsache, dass man schon lange das Ziel unten in der Eng sieht, darf einen nicht zu Leichtsinn verleiten. Wir kamen schließlich bestens unten an und konnten zurückblicken auf eine großartige Tour.