25.07.04: Heiß - heißer - Calima

Pico Birigoyo (1807 m)

Montana La Barquita (1809 m)

Montana de Los Charcos Sur y Norte (1815/ 1852 m)

Pico Nambroque (1922 m)

Heute wissen wir es: Es war der heißeste Calima auf La Palma seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Damals aber wussten wir noch nicht einmal, wer oder was Calima ist. In anderen Gegenden nennt sich das Wetterphänomen Scirocco. Ein heißer Wind aus Afrika, der uns Temperaturen von über 40 Grad bescherte - im Schatten. Hätten wir gewusst, was auf uns zukommt, dann wären wir zu dieser Tour erst gar nicht aufgebrochen. Aber wir wussten es nicht. Um kurz nach sieben hatten Iris und ich den Wagen beim Parkplatz am Refugio del Pilar abgestellt und uns auf den Weg gemacht. Leider habe ich vom Anfang des Weges keine Bilder, weil ein Fettfleck die Linse zierte. So kann ich nur schildern, wie wir - noch bei kühlem Wetter - sanft ansteigend durch den Wald entlang der Vulkanroute nach oben stiegen, ehe eine Beschilderung uns links ab in einen steilen Pfad führte, der uns über nur noch dünn bewachsene Lavafelder führte. Da wir den einfachen Weg offensichtlich verloren, kämpften wir uns sehr direkt nach oben, relativ steil über rutschiges Lavagrus. Noch war die Sonne vom Berg verdeckt und erst wenige Meter vor dem Gipfel, der eine gute Stunde nach dem Aufbruch erreicht war, strahlte die Sonne auf uns herab und wir tauchten ein in einen orkanartigen Sturm, der oben am Gipfel des Pico Birigoyo tobte. Noch war es nicht heiß...


Es stürmt am Gipfel

Cumbrecita und Caldera im Dunst

Wir hatten einen Heidenrespekt vor der Sonne. Schließlich waren wir auf fast 2000 m Höhe und die Sonne stand sehr hoch am Zenit. Ein Sonnenbrand stellt sich unter diesen Umständen sehr rasch ein. Daher trugen wir dicke Schichten mit Lichtschutzfaktor 30 auf und machten uns wieder auf den Weg, schließlich wollten wir insgesamt fünf Gipfel nehmen an diesem Tag. So führte uns der Weg am Kraterrand entlang und schließlich durch blühende Landschaften hinunter in eine Senke, ehe es einen kurzen Aufstieg zur Montana La Barquita gab.


Blick zurück zum Gipfel

Durchs Gebüsch in die Senke

Der zweite Gipfe war rasch erreicht und da sich der Wind erheblich beruhigt hatte, gönnten wir uns jetzt eine kleine Brotzeit. Mittlerweile wurde es deutlich heißer. Dazu muss man wissen, dass Calima seine Hitze zuerst auf den Höhen der Berge ausbreitet, so dass die Temperatur am Anfang des Calima oben höher ist als unten. In jedem Fall bot sich uns ein Blick auf die weitere Tour.


Iris auf dem Barquita

Blick auf die weitere Tour

Es folgte ein Abstieg über einen voll der Sonne ausgesetzten Serpentinenweg, ehe wir für kurze Zeit in schattigen Wald eintauchten. Es lockte ein herrlicher Weg durch blühenden Ginster, ehe der Aufstieg zum Südgipfel des Montana de Los Charcos begann. Stangengerade geht es weglos über schwarzes Geröll nach oben und das bei inzwischen sengender Hitze. Ich fühlte mich noch hervorragend und empfand den Anstieg als besondere Herausforderung. Iris hingegen beschloss, sich diesen Gipfel zu schenken.


Durch schattigen Wald

Ein herrlicher Weg

Da hinauf

Oben konnte ich trotz dunstiger Luft eine tole Aussicht genießen. Und ehe ich mich versah, kam auch Iris herauf gestiefelt. Sie hatte einen etwas weniger beschwerlichen Weg nach oben gefunden und sich diesen Gipfel dann nicht nehmen lassen.


Ein Blick zurück

Der Serpentinenhang

Wieder einmal stand ein Abstieg bevor und der nächste Aufstieg winkte. Die Hitze war nun schon beträchtlich, an die 40 Grad im Schatten, nur dass es kaum Schatten gab. Iris litt schon beträchtlich, während es mir noch recht gut ging - aber das sollte sich noch ändern. Nicht ohne Mühen erreichten wir beide den Hauptgipfel des Los Charcos.


Da müssen wir hinauf

Iris lässt nicht locker

Oben war noch einmal eine kurze Rast angesagt. Wir genossen die Ausblicke und sahen mit gemischten Gefühlen auf den weiteren Weg. Weit war es zwar nicht mehr, aber die Sonne war gnadenlos..


Iris freut sich über Gipfel Nr. 4

Der weitere Weg zeigt sich

Einmal mehr führte der Steig nach unten, ehe es wieder bergauf ging. Um die Hitze zu optimieren führte der Weg obendrein teilweise über schwarzen Sand. Der schon recht nah wirkende Pico Nambroque, letzter und höchster Gipfel unsere Tour, motivierte uns jedoch zum weitergehen.


Über schwarzen Sand

Blick zum Nambroque

Doch vor dem Nambroque lag eine ganz andere Sehenswürdigkeit auf dem Weg: Die Hoyo Negro, das Kraterloch vom großen Ausbruch im Jahr 1949. Das Ausmaß dieses Bergrisses lässt sich auf einzelnen Fotos kaum festhalten. Schwer beeindruckt schauten wir uns diesen Vulkankrater an und überlegten, welche Kräfte wohl nötig sind, solche Erdbewegungen zu meistern.


Iris am Rande der Hoyo Negro

Zu tauchen in diesen Schlund hinab...

Mühsam schleppten wir uns weiter und mittlerweile setzte die Hitze mir noch mehr zu als Iris. Der Weg hinauf zum Nambroque war unerträglich heiß und ich hatte kaum noch einen Blick für die wilde Schönheit der Natur. Auch oben am Gipfel konnte ich die Aussicht nur noch eingeschränkt genießen.


Durch sengende Hitze

Iris genießt die Gipfelaussicht

Dabei war der Ausblick nicht schlecht. Im Westen schauten wir hinunter auf den Atlantik (wo kann man das schon in den Alpen?) und im Süden sahen wir die Deseada, den höchsten Berg in dieser Kette. Bei normalem Wetter hätten wir dort sicher auch noch Station gemacht, aber heute war dieses Ziel unerreichbar


Unter uns der Atlantik

Die Deseada lockt

Der Rückweg war ein Weg des Leidens. Noch nie habe ich bei einer Bergtour so oft Rast gemacht, wie auf dieser - erst recht nicht auf dem Rückweg. Jeder Schatten war Anlass für ein paar Minuten Pause. Da es schon im Schatten über 40 Grad hatte, möchte ich gar nicht wissen, wie heiß es in der Sonne war. Lamgsam gingen auch unsere Getränke zur Neige und wir tranken nur noch kleine Schlücke. Den Geckos, die hier frech sind wie bei uns die Dohlen fanden die Temperatur aber ganz in Ordnung und waren putzmunter.


Wo ist Schatten?

Dem Gecko taugt`s

Mit der Zeit bekam ich meinen Kreislauf zu spüren und schon kleine Gegenanstiege wurden in der Affemhitze zu echten Quälereien. Schließlich und endlich aber kamen wir doch wieder zurück zum Auto. Die Tour war trotz allem wunderschön. Calima begleitete uns noch zwei weitere Tage - aber dann nicht auf dem Berg.


In der prallen Sonne

Ein klein bisschen Schatten

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